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Was das Leben erfüllend macht: Praktische Erkenntnisse aus zwei Jahrzehnten

Nach über 20 Jahren in der Unternehmensberatung und nachdem ich hunderte von Führungskräften bei ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung begleitet habe, kann ich eines mit Sicherheit sagen: Was das Leben erfüllend macht, hat wenig mit dem zu tun, was uns die Gesellschaft verkaufen möchte. Es geht nicht um das nächste Beförderung, das größere Auto oder den perfekten Instagram-Feed. Die wirkliche Erfüllung liegt in Faktoren, die viele von uns erst spät im Leben wirklich verstehen. In diesem Artikel teile ich die Erkenntnisse, die ich durch Erfolge und Rückschläge gewonnen habe – nicht als Theorie, sondern als gelebte Praxis.

Sinnvolle Arbeit und Beitrag zur Gesellschaft

Was das Leben erfüllend macht, beginnt oft mit der Frage nach dem Warum. In meinen ersten zehn Berufsjahren jagte ich jedem Projekt hinterher, das mehr Gehalt versprach. Doch irgendwann merkte ich: Die Projekte, die mich wirklich erfüllten, waren jene, bei denen ich einen echten Unterschied sehen konnte. Ich erinnere mich an ein Beratungsprojekt mit einem mittelständischen Unternehmen, das kurz vor der Insolvenz stand. Die Arbeit war hart, die Bezahlung war durchschnittlich, aber als wir 200 Arbeitsplätze retten konnten, fühlte sich das anders an als jeder Bonuscheck.

Die Forschung bestätigt, was ich erlebt habe: Menschen, die ihre Arbeit als sinnvoll empfinden, berichten von 40-50% höherer Lebenszufriedenheit. Aber hier ist der Punkt, den niemand erwähnt – sinnvolle Arbeit bedeutet nicht zwangsläufig, die Welt zu retten. Es kann bedeuten, als Mechaniker Autos zu reparieren und zu wissen, dass Menschen sicher nach Hause kommen. Es kann bedeuten, als Buchhalterin kleine Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Träume zu verwirklichen.

Was ich gelernt habe: Erfüllung kommt nicht vom Job-Titel, sondern davon, wie du deine Rolle interpretierst. Ich habe Geschäftsführer getroffen, die sich leer fühlten, und Hausmeister, die mit Stolz von ihrer Arbeit sprachen. Der Unterschied? Die zweite Gruppe verstand ihren Beitrag. Sie sahen, wie ihre Arbeit anderen half. Das ist es, was das Leben erfüllend macht – nicht die Größe deines Beitrags, sondern die Klarheit darüber, dass du einen leistest.

Tiefe zwischenmenschliche Beziehungen

Hier ist eine unbequeme Wahrheit, die ich mit Mitte 40 lernen musste: Du kannst alle beruflichen Ziele erreichen und dich trotzdem verdammt einsam fühlen. Ich erinnere mich an einen Abend nach einem besonders erfolgreichen Quartal – ich saß allein in meinem Büro, starrte auf die Zahlen und fragte mich, mit wem ich das eigentlich feiern sollte. Was das Leben erfüllend macht, sind nicht die LinkedIn-Kontakte oder die Networking-Events, sondern die Menschen, die du um 2 Uhr morgens anrufen könntest.

Die Harvard-Studie über erwachsene Entwicklung, die über 80 Jahre lief, kommt zu einem klaren Ergebnis: Qualität der Beziehungen ist der stärkste Prädiktor für Lebenszufriedenheit und Gesundheit. Nicht Geld, nicht Erfolg, nicht Status. Beziehungen. Aber hier ist, was die Studie nicht sagt: Diese Beziehungen erfordern Arbeit, Verletzlichkeit und Zeit – drei Dinge, die im modernen Arbeitsleben knapp sind.

Was ich in meiner Karriere beobachtet habe: Die erfülltesten Menschen pflegen aktiv etwa 5-7 enge Beziehungen. Nicht 500 Facebook-Freunde, sondern eine Handvoll Menschen, die sie wirklich kennen. Diese Menschen investieren bewusst Zeit – nicht die Zeit, die übrig bleibt, sondern geschützte, priorisierte Zeit. Sie sagen Meetings ab, um zum Geburtstag ihres Freundes zu fahren. Sie nehmen sich einen Tag frei, wenn ein Familienmitglied sie braucht. Das klingt selbstverständlich, aber in der Realität opfern die meisten diese Beziehungen für das nächste Projekt. Ich habe es selbst getan und bereue es.

Kontinuierliches persönliches Wachstum

Was das Leben erfüllend macht, hat viel damit zu tun, dass wir uns nicht stagnierend fühlen. In den frühen 2010er Jahren coachte ich einen Manager, der auf dem Papier alles hatte – Top-Gehalt, Ecke-Büro, Respekt. Doch er kam zu mir, weil er sich “tot im Inneren” fühlte. Das Problem? Er hatte aufgehört zu lernen. Er führte dieselben Meetings, löste dieselben Probleme, hatte dieselben Gespräche seit fünf Jahren.

Die Wahrheit ist: Menschen sind nicht für Stagnation gemacht. Wir brauchen das Gefühl der Progression. Aber hier ist der Fehler, den ich immer wieder sehe – wir verwechseln Wachstum mit Beförderung oder höherem Gehalt. Echtes persönliches Wachstum bedeutet, neue Fähigkeiten zu entwickeln, Perspektiven zu erweitern, Komfortzonen zu verlassen. Es kann bedeuten, mit 45 eine neue Sprache zu lernen oder mit 50 einen Podcast zu starten.

Was funktioniert in der Praxis: Setze dir Lernziele, nicht nur Leistungsziele. Ich habe eine Regel entwickelt – jedes Quartal muss ich etwas Neues lernen, das mich leicht unwohl fühlen lässt. Letztes Jahr war es öffentliches Reden, dieses Jahr lerne ich Datenanalyse. Sind diese Fähigkeiten direkt karriererelevant? Teilweise. Aber darum geht es nicht. Es geht um das Gefühl, dass ich heute mehr kann als gestern. Das ist es, was das Leben erfüllend macht – diese kontinuierliche Erweiterung dessen, wer du bist und was du kannst.

Autonomie und Selbstbestimmung

Nachdem ich mit hunderten von Führungskräften gearbeitet habe, habe ich eines festgestellt: Die unglücklichsten Menschen sind nicht diejenigen mit den härtesten Jobs, sondern diejenigen, die keine Kontrolle über ihr Leben haben. Was das Leben erfüllend macht, ist das Gefühl, dass du Entscheidungen treffen kannst – über deine Zeit, deine Projekte, deine Prioritäten. Ich erinnere mich an einen Klienten, der einen hochbezahlten Job kündigte, um als Freiberufler 40% weniger zu verdienen. Zwei Jahre später erzählte er mir, es sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen. Warum? Autonomie.

Die Forschung zeigt, dass Autonomie einer der drei Grundpfeiler intrinsischer Motivation ist. Aber in den meisten Unternehmen wird sie systematisch reduziert – mehr Prozesse, mehr Genehmigungen, mehr Mikromanagement. Das Ergebnis? Hochqualifizierte Menschen, die sich wie Zahnräder in einer Maschine fühlen. Das ist toxisch für Erfüllung.

Hier ist die praktische Realität: Vollständige Autonomie ist eine Illusion. Wir alle haben Verpflichtungen, Chefs, Deadlines. Aber innerhalb dieser Grenzen gibt es Spielräume. Die erfülltesten Menschen, die ich kenne, maximieren diese Spielräume. Sie verhandeln flexible Arbeitszeiten. Sie übernehmen Projekte, die ihren Interessen entsprechen. Sie sagen Nein zu Dingen, die nicht zu ihren Werten passen – selbst wenn das kurzfristige Opportunitätskosten bedeutet. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht totale Freiheit, sondern das Gefühl, dass du über die wichtigen Dinge in deinem Leben entscheiden kannst. Das erfordert manchmal Mut und oft Kompromisse, aber es ist der Unterschied zwischen Leben und gelebt werden.

Beitrag zu etwas Größerem

In meiner Karriere habe ich einen deutlichen Wandel beobachtet: In meinen 20ern ging es mir um mich. In meinen 30ern um meine Familie. In meinen 40ern um meinen Impact. Was das Leben erfüllend macht, entwickelt sich mit der Zeit, aber irgendwann stellt sich fast jeder die Frage: “Was bleibt, wenn ich nicht mehr da bin?” Das klingt morbide, ist aber einer der wichtigsten Treiber für Erfüllung in der zweiten Lebenshälfte.

Ich erinnere mich an einen Wendepunkt in meiner Karriere. Ich war auf einer Konferenz und hörte einen Unternehmer sprechen, der sein gesamtes Vermögen in Bildungsprojekte in Afrika investiert hatte. Während der Q&A-Session fragte jemand: “Bereuen Sie nicht, dass Sie dieses Geld nicht für sich behalten haben?” Seine Antwort: “Was würde ich damit machen? Ein größeres Haus kaufen, in dem ich mich genauso fühle wie jetzt? Oder wissen, dass 10.000 Kinder zur Schule gehen können?” Das hat mich verändert.

Die Wahrheit ist: Du musst kein Millionär sein, um zu etwas Größerem beizutragen. Mentoring ist ein Beitrag. Ehrenamt ist ein Beitrag. In deiner Gemeinde aktiv zu sein ist ein Beitrag. Was ich gelernt habe: Die Form ist weniger wichtig als die Absicht. Menschen, die aktiv zu etwas beitragen, das über ihr eigenes Leben hinausgeht – sei es durch Freiwilligenarbeit, Mentoring oder Community-Projekte – berichten von signifikant höherer Lebenszufriedenheit. Was das Leben erfüllend macht, ist das Wissen, dass dein Dasein einen Unterschied macht, der über deinen persönlichen Erfolg hinausgeht.

Gesundheit als Fundament

Hier ist eine Lektion, die ich auf die harte Tour gelernt habe: Du kannst alles haben – Erfolg, Geld, Status – aber wenn deine Gesundheit leidet, wird nichts davon Erfüllung bringen. Mit 38 landete ich wegen Burnout im Krankenhaus. Ich hatte 80-Stunden-Wochen gearbeitet, mich von Energy-Drinks und Fast Food ernährt und Sport als “Zeitverschwendung” abgetan. Was das Leben erfüllend macht, dachte ich, war beruflicher Erfolg. Mein Körper hatte eine andere Meinung.

Die unbequeme Wahrheit: Gesundheit wird erst dann geschätzt, wenn sie weg ist. Ich sehe das ständig in meinen Coachings – erfolgreiche Manager, die mit 45 mit chronischen Schmerzen leben, mit 50 Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen, mit 55 über mangelnde Energie klagen. Sie haben ihre Gesundheit für kurzfristige Karriereziele geopfert. Das ist kein nachhaltiges Modell.

Was funktioniert praktisch? Keine radikalen Transformationen. Die erfülltesten Menschen, die ich kenne, haben einfache Routinen: 30 Minuten Bewegung am Tag, sieben Stunden Schlaf, echtes Essen statt Fertiggerichte. Das klingt banal, aber die Einhaltung ist das Problem. Wir alle wissen, was zu tun ist – wir tun es nur nicht, weil wir andere Dinge priorisieren. Was ich gelernt habe: Gesundheit ist kein “Nice-to-have”, sondern das Fundament für alles andere. Du kannst nicht erfüllt sein, wenn du ständig erschöpft, krank oder schmerzgeplagt bist. Was das Leben erfüllend macht, erfordert Energie – physische und mentale. Ohne gesundheitliches Fundament ist alles andere gebaut auf Sand.

Dankbarkeit und Perspektive

Nach einem geschäftlichen Misserfolg 2015, der mich fast die Firma gekostet hätte, begann ich ein einfaches Experiment: Jeden Abend drei Dinge aufschreiben, für die ich dankbar war. Anfangs fühlte es sich albern an – typisches Selbsthilfe-Zeug. Aber nach sechs Wochen bemerkte ich einen Wandel. Ich fokussierte mich weniger auf das, was fehlte, und mehr auf das, was da war. Was das Leben erfüllend macht, hat viel damit zu tun, wie wir unsere Realität interpretieren.

Die Neurowissenschaft bestätigt das: Regelmäßige Dankbarkeitspraxis verändert tatsächlich die Gehirnchemie. Aber hier ist der Teil, den niemand erwähnt – es funktioniert nicht, wenn es mechanisch wird. Jeden Abend “Gesundheit, Familie, Job” aufzuschreiben, bringt nichts. Es muss spezifisch sein: “Mein Kollege hat heute mein Projekt verteidigt, als ich nicht da war” oder “Die Sonne kam genau richtig durch mein Bürofenster während ich an diesem schwierigen Problem arbeitete.”

Was ich in meiner Beratungspraxis sehe: Die unerfülltesten Menschen sind oft die erfolgreichsten – nicht weil sie nichts haben, sondern weil sie nur sehen, was sie nicht haben. Sie verdienen 200.000€, vergleichen sich aber mit denen, die 500.000€ verdienen. Sie haben eine gute Beziehung, aber sehen auf Instagram nur die “perfekten” Ehen. Diese Vergleichsfalle ist Gift für Erfüllung. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht, mehr zu haben, sondern mehr zu schätzen, was du hast. Das ist kein passiver Zustand – es erfordert aktive Praxis und bewusste Entscheidung, Perspektive zu wählen statt sie von externen Standards diktieren zu lassen.

Balance zwischen Geben und Nehmen

Eine der härtesten Lektionen in meiner Karriere war zu lernen, dass du nicht allen helfen kannst. In meinen 30ern war ich der klassische “People Pleaser” – sagte Ja zu jedem Meeting, jeder Anfrage, jedem Gefallen. Was das Leben erfüllend macht, dachte ich, war für andere da zu sein. Das Ergebnis? Ich war erschöpft, ausgebrannt und ironischerweise weniger hilfreich, weil ich zu dünn verteilt war.

Hier ist die Realität, die niemand ausspricht: Geben fühlt sich gut an und ist wichtig für Erfüllung – aber nicht bedingungsloses Geben. Es muss eine Balance geben. Ich habe das von einem Klienten gelernt, einem erfolgreichen Unternehmer, der eine einfache Regel hatte: “Ich helfe gerne, aber meine Hilfe muss auf fruchtbaren Boden fallen.” Er half Menschen, die selbst bereits handelten, nicht denen, die nur passiv Rat suchten.

Die Forschung zeigt: Menschen, die regelmäßig geben, sind glücklicher – aber nur bis zu einem Punkt. Zu viel Geben ohne Grenzen führt zu Erschöpfung. Die erfülltesten Menschen verstehen das. Sie geben großzügig, aber strategisch. Sie helfen, wo sie echten Impact haben können. Sie sagen Nein ohne Schuldgefühle. Das ist nicht egoistisch – das ist nachhaltig. Was das Leben erfüllend macht, ist bedeutungsvolles Geben, nicht erschöpfendes Geben. Gleichzeitig müssen wir auch lernen zu nehmen – Hilfe anzunehmen, Unterstützung zu suchen, Verletzlichkeit zu zeigen. Die Balance zwischen Geben und Nehmen, zwischen Unterstützung und Unterstütztwerden, ist essentiell für langfristige Erfüllung. Ohne diese Balance brennst du aus oder vereinsamst – beides ist toxisch für ein erfülltes Leben.

Fazit

Nach zwei Jahrzehnten in der Unternehmensberatung und nach hunderten von Gesprächen mit Menschen über ihr Leben kann ich eines sagen: Was das Leben erfüllend macht, ist überraschend einfach in der Theorie und verdammt schwer in der Praxis. Es geht nicht um das nächste Ziel, die nächste Beförderung oder das nächste Level. Es geht um Sinn, Beziehungen, Wachstum, Autonomie und Beitrag. Es geht darum, deine Gesundheit zu priorisieren, Dankbarkeit zu praktizieren und Balance zu finden.

Die größte Erkenntnis? Erfüllung ist kein Ziel, sondern eine Praxis. Es sind die täglichen Entscheidungen – wen du anrufst, welche Projekte du annimmst, wie du deine Zeit verbringst, wofür du Ja sagst und wofür Nein. Was das Leben erfüllend macht, ist die bewusste Gestaltung eines Lebens, das zu deinen Werten passt – nicht zu den Erwartungen anderer. Es erfordert Mut, diese Entscheidungen zu treffen, und Disziplin, sie durchzuhalten. Aber am Ende, wenn du auf dein Leben zurückblickst, wird es nicht die Beförderungen sein, an die du dich erinnerst, sondern die Momente der Verbindung, des Wachstums und des Beitrags. Daran arbeite ich jeden Tag – nicht perfekt, aber bewusst.

Wie finde ich heraus, was mir Sinn gibt?

Beobachte, wann du die Zeit vergisst. In 15 Jahren Coaching habe ich festgestellt: Die Aktivitäten, bei denen Menschen völlig im Flow sind, zeigen oft den Weg zu ihrem Sinn. Es ist nicht unbedingt das, was du studiert hast oder wofür du bezahlt wirst. Experimentiere bewusst mit verschiedenen Tätigkeiten und achte auf dein Energielevel danach. Was das Leben erfüllend macht, offenbart sich in diesen Flow-Momenten.

Sind Beziehungen wirklich wichtiger als Karriere?

Aus meiner Erfahrung: Ja. Ich habe niemanden getroffen, der am Ende seiner Karriere sagte “Ich wünschte, ich hätte mehr gearbeitet.” Aber viele bereuen vernachlässigte Beziehungen. Karriere gibt dir Ressourcen und Identität, aber Beziehungen geben dir Unterstützung und Liebe. Was das Leben erfüllend macht, ist die Balance – aber wenn du wählen müsstest, wähle Beziehungen.

Wie viel Zeit sollte ich für persönliches Wachstum investieren?

Die erfülltesten Menschen investieren etwa 5-10% ihrer Wochenzeit in bewusstes Lernen. Das sind 3-5 Stunden bei einer 40-Stunden-Woche. Das klingt nach viel, aber es ist weniger als die meisten für Social Media aufwenden. Es geht nicht um Quantität, sondern um Konsistenz. Eine Stunde täglich bringt mehr als ein intensives Wochenende pro Quartal. Was das Leben erfüllend macht, ist kontinuierliches, nicht sporadisches Wachstum.

Kann man zu viel Autonomie haben?

Ja, absolut. Ich habe Freiberufler beraten, die unter zu viel Autonomie litten – keine Struktur, keine Deadlines, keine Richtung. Menschen brauchen eine Balance zwischen Autonomie und Struktur. Die meisten haben zu wenig Autonomie in ihrem Leben, aber das Optimum liegt irgendwo in der Mitte. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht totale Freiheit, sondern sinnvolle Wahlmöglichkeiten innerhalb von Strukturen.

Muss mein Beitrag zur Gesellschaft groß sein?

Nein. Die Vorstellung, dass nur große Beiträge zählen, ist einer der größten Mythen unserer Zeit. Ein Lehrer, der 30 Kinder jährlich unterrichtet, hat über eine Karriere hinweg tausende Leben beeinflusst. Ein Arzt, der einen Patienten heilt, hat dessen ganze Familie beeinflusst. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht die Größe des Beitrags, sondern das Bewusstsein, dass du überhaupt einen leistest.

Wie wichtig ist finanzielle Sicherheit für Erfüllung?

Forschung zeigt: Bis etwa 75.000€ Jahreseinkommen steigt Lebenszufriedenheit mit Einkommen. Darüber flacht die Kurve ab. Finanzielle Sicherheit eliminiert Stress und schafft Optionen – das ist wichtig für Erfüllung. Aber mehr Geld allein bringt nicht mehr Erfüllung. Die erfülltesten Menschen haben genug für ihre Grundbedürfnisse und Sicherheit, fokussieren sich aber auf nicht-materielle Quellen der Erfüllung.

Wie überwinde ich die Angst vor Veränderung?

Erkenne, dass die Angst vor Veränderung oft größer ist als die Veränderung selbst. In meinen Coachings lasse ich Klienten das Worst-Case-Szenario durchdenken – konkret und realistisch. Meistens ist es handhabbar. Dann frage ich: Was ist die Kosten von Nicht-Veränderung? Oft ist fünf Jahre im Status Quo zu bleiben schlimmer als das Risiko. Was das Leben erfüllend macht, erfordert oft den Mut zur Veränderung.

Ist Work-Life-Balance überhaupt erreichbar?

Ja und nein. “Balance” impliziert 50/50, was unrealistisch ist. Ich bevorzuge “Work-Life-Integration” – Zeiten intensiver Arbeit, kompensiert durch Zeiten intensiver Erholung. Die erfülltesten Menschen haben Rhythmen, keine starre Balance. Sie arbeiten intensiv an Projekten, die ihnen wichtig sind, und erholen sich bewusst danach. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht perfekte Balance, sondern bewusste Integration und Rhythmus.

Wie gehe ich mit Schuldgefühlen um, wenn ich Nein sage?

Verstehe, dass jedes Ja zu etwas ein Nein zu etwas anderem ist. Wenn du Ja zu einem unwichtigen Meeting sagst, sagst du Nein zu Zeit mit deiner Familie oder an wichtigen Projekten. Die erfülltesten Menschen fühlen sich nicht schuldig über strategische Neins – sie fühlen sich schuldig über unbedachte Jas. Was das Leben erfüllend macht, erfordert klare Prioritäten und den Mut, sie zu verteidigen.

Kann ich mit 40, 50 oder 60 noch ein erfülltes Leben aufbauen?

Absolut. Ich habe Klienten in ihren 50ern begleitet, die ihr Leben komplett umgekrempelt haben – neue Karrieren, neue Beziehungen, neue Zwecke gefunden haben. Die Vorstellung, dass Erfüllung nur in jungen Jahren möglich ist, ist falsch. Oft bringt Lebenserfahrung mehr Klarheit darüber, was wirklich zählt. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht altersabhängig – es ist bewusstseinsabhängig.

Wie finde ich die richtige Balance zwischen Geben und Nehmen?

Achte auf dein Energielevel. Wenn Geben dich energetisiert und erfüllt, bist du in guter Balance. Wenn es dich erschöpft und du dich ausgenutzt fühlst, gibst du zu viel. Gleichzeitig: Wenn du nie um Hilfe bittest, isolierst du dich. Die Regel: Gib großzügig, aber mit Grenzen. Nimm dankbar, aber nicht passiv. Was das Leben erfüllend macht, ist gegenseitige Unterstützung, nicht einseitige Aufopferung.

Wie wichtig sind Hobbys für ein erfülltes Leben?

Wichtiger als die meisten denken. Hobbys bieten Flow, Kompetenzentwicklung und soziale Verbindung außerhalb der Arbeit. Menschen ohne Hobbys definieren sich oft ausschließlich über Arbeit – ein gefährliches Modell für Erfüllung. Wenn die Karriere stockt oder endet, kollabiert ihre Identität. Die erfülltesten Menschen haben Interessen außerhalb der Arbeit, die ihnen Freude und Identität geben. Was das Leben erfüllend macht, schließt Freude am Nicht-Produktiven ein.

Wie erkenne ich, ob ich auf dem richtigen Weg bin?

Stelle dir diese Fragen: Freue ich mich auf den nächsten Tag? Bin ich stolz auf meine Entscheidungen? Würde mein 80-jähriges Ich meine aktuellen Prioritäten gutheißen? Wenn die Antworten überwiegend Nein sind, bist du wahrscheinlich nicht auf dem richtigen Weg. Was das Leben erfüllend macht, zeigt sich in einem allgemeinen Gefühl der Ausrichtung – nicht täglich perfekt, aber im Durchschnitt stimmig.

Was mache ich, wenn alles im Leben erfüllend aussieht, ich mich aber leer fühle?

Das ist häufiger als du denkst. Oft liegt es an einem Mismatch zwischen externem Erfolg und inneren Werten. Du hast die “richtigen” Dinge erreicht – die falschen für dich. Das erfordert ehrliche Selbstreflexion, oft mit professioneller Hilfe. Die Frage ist nicht “Was sollte mich erfüllen?” sondern “Was erfüllt mich tatsächlich?” Diese Antworten sind oft überraschend und erfordern Mut zur Authentizität.

Ist Erfüllung ein permanenter Zustand oder kommt sie in Wellen?

Erfüllung kommt definitiv in Wellen. Niemand fühlt sich jeden Tag erfüllt – das ist unrealistisch und setzt uns unter unnötigen Druck. Die erfülltesten Menschen haben schwierige Tage, Wochen oder sogar Monate. Der Unterschied? Sie haben eine zugrundeliegende Ausrichtung und Praktiken, die sie zurück zur Erfüllung bringen. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht konstantes Glück, sondern die Fähigkeit, zur Erfüllung zurückzukehren.

Wie wichtig ist es, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen?

Weniger wichtig als du denkst. “Folge deiner Leidenschaft” ist oft schlechter Rat. Viele Leidenschaften funktionieren nicht als Karriere oder verlieren ihren Reiz, wenn sie kommerzialisiert werden. Besser: Finde einen Beruf, der zu deinen Stärken passt und dir ermöglicht, deine Leidenschaften als Hobbys zu pflegen. Was das Leben erfüllend macht, ist nicht unbedingt, deine Leidenschaft als Beruf zu haben, sondern einen Beruf zu haben, der dein Leben insgesamt ermöglicht.

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